Am 24.02.2022 begann der Krieg in der Ukraine. Am 28.02.2022 wurde der neue IPCC-Sachstandsbericht veröffentlicht. Das eine Ereignis löst neue Ausmaße an Bedrohung der internationalen Sicherheit aus, das andere beschreibt neue, wirklich drastische Ausmaße der Bedrohung durch die Klimakrise.
Sowohl der Ukraine-Krieg als auch die Klimakrise bedrohen Millionen von Menschenleben. Beides ist wichtig – in den Nachrichten dominiert aktuell stark der Ukraine-Krieg. Wir fragen uns: Darf man überhaupt in solchen Zeiten als Klimakommunikator:innen über die Klimakrise sprechen? Und wenn ja, wie? Wir verraten euch die wichtigsten Dos und Dont’s der Klimakommunikation im Ukraine-Krieg.
First things first: Mit wem spreche ich darüber?
Bevor es mit den Tipps weitergeht, wie aktuelle Klimakommunikation (nicht) aussehen sollte, legen wir euch eine Frage nahe, die euch noch vor Beginn der Kommunikation helfen kann.
Fragt euch: Mit wem spreche ich? Wie geht es der Person gerade? Vielleicht ist sie persönlich von dem Krieg betroffen – ob durch eigene Angehörige, Verbundenheit zu den im Krieg beteiligten Ländern oder durch persönliche emotionale Erschütterung.
Denn diese Gruppe der Betroffenen hat ganz andere Bedürfnisse als nicht-betroffene Personen. Die psychologische Erklärung dafür liefern wir euch bei den folgenden Do’s and Don’ts. Sie helfen euch bei der Klimakommunikation und bieten hoffentlich etwas Klarheit in dieser unsicheren und herausfordernden Welt.
Klimawandel, Krieg und Gefühle – Was kann uns und der Welt helfen? Dos & Don’ts.
Don’t: Klimaschutz unbedacht lautstark kommunizieren
Der Krieg verdeutlicht gerade vielen Umwelt- und Klimaschützer:innen die Versäumnisse der deutschen Politik hinsichtlich der Bedrohung durch den Klimawandel. Diese frustrierende Erkenntnis um die Verzahnung von Kriegen, Energiesicherheit und Klimakrise kann – verständlicherweise – zu dem Bedürfnis führen, das Problem der Klimakrise noch lauter in die Welt hineinzutragen.
Wir sollten uns aber fragen: Wen können wir aktuell überhaupt mit dieser Thematik erreichen? Wer hat ein offenes Ohr? Was löst dieses Laut-machen für den Umweltschutz in Betroffenen und Nicht-Betroffenen des Krieges aus?
Um Antworten auf diese Fragen zu finden, kann es hilfreich sein, die Perspektive zu wechseln. Dann wird relativ schnell klar, dass es – besonders in der Ansprache von Betroffenen – in der Klimakommunikation wichtig ist, nicht einfach über den Ukraine-Krieg hinwegzusehen.
Do: Empathie üben, Mitgefühl zeigen und aktiv werden
Wie können wir dann mit dem Bedürfnis umgehen, dass Klimakommunikation im Ukraine-Krieg, in den aktuellen Zeiten so wichtig ist?
Es kann helfen, empathisch zu sein und zu versuchen, sich in die Betroffenen hineinzufühlen. Wir können versuchen zu erspüren, was die aktuelle Lage für die betroffenen Menschen bedeutet und Berichte von Betroffenen in den Nachrichten lesen oder hören.
Um dennoch die eigene Ohnmacht zu überwinden und wieder Selbstwirksamkeit zu fühlen, hilft es, selbst aktiv zu werden. Ob über Spenden, Zeigen von Solidarität auf Demonstrationen oder mit Freund:innen und Bekannten über den Krieg zu sprechen.
Wenn wir darüber sprechen: Wie stellt man das aus psychologischer Sicht am besten an? Dos & Don’ts.
Don’t: Betroffene durch weitere Katastrophen-Szenarien überfordern
Wir wissen: Klimaschutz ist Friedensschutz. Eine weitere Klimaerhitzung und die damit einhergehenden Auswirkungen hängen eng mit sozialen Ungerechtigkeiten zusammen. Das ist vermutlich nichts Neues für die meisten Leser:innen dieses Beitrags. Was jetzt trotzdem fehl am Platz wäre: Diese Information, mit dem Gefühl von Bedrohlichkeit und Angst, die sie auslöst, zu kommunizieren.
Besonders die Betroffenen des Ukraine-Kriegs – das kann auch emotionale Betroffenheit durch den Krieg an sich oder direkte Betroffenheit durch Angst um die Lieben sein, die in der Ukraine wohnen – sind aktuell bereits überladen mit negativen Gedanken und Gefühlen. Wie sollen sie bei dieser akuten Krise noch Kapazitäten für eine weitere Krise aufbringen?
Aus der sozialpsychologischen Forschung wissen wir, dass eine Verhaltensänderung erst stattfinden kann, wenn die menschlichen Grundbedürfnisse erfüllt sind. Eines dieser Grundbedürfnisse ist Kontrolle und Sicherheit: ein Bedürfnis, dessen Erfüllung für Betroffene des Krieges aktuell einfach nicht möglich ist.
Do: Hoffnungsstiftendes Framing der Friedenssicherung und der Freiheitsstiftung nutzen
Es kommt auf das Framing der Botschaft an, also in welchem Bedeutungsrahmen die Botschaft kommuniziert wird. Es gibt also auch ein positives Framing, das heißt einen positiven Bedeutungsrahmen für die gelungene Klimakommunikation im Ukraine-Krieg. Achtung, das bedeutet auf keinen Fall, positive Seiten am Krieg zu sehen!
Positives Framing bedeutet in diesem Fall Selbstwirksamkeit und Hoffnung zu stiften. Im Sinne von: Mit klimagerechter Politik und Klimaschutz können wir zukünftig Frieden stärken und Konflikte der internationalen Sicherheit verhindern. Wir haben Potenziale, z. B. hinsichtlich Energiesicherung und Unabhängigkeit durch Erneuerbare, dezentrale Energien, wir müssen sie nur vollständig ausschöpfen.
Dieses Framing geht vom selben Grundgedanken wie oben aus („Klimaschutz ist Friedensschutz“), transportiert aber im besten Fall nicht nur eine positivere Zukunftsvision, sondern bietet den Zuhörer:innen auch konkrete Handlungsoptionen zum Helfen an. Diese Botschaft ist zum aktuellen Zeitpunkt am wirksamsten, wenn sie sich an Personen richtet, die nicht vom Ukraine-Krieg betroffen sind: zum Beispiel an Politiker:innen, die in diesen Tagen darüber verhandeln, welche Rolle Gas und Öl in unserer künftigen Energieversorgung in Deutschland aufnehmen – eine Chance, endgültig auf Erneuerbare Energie zu setzen.
Und jetzt? Im Überblick: Gute Klimakommunikation im Ukraine-Krieg.
Ja, es ist auch in Zeiten des Krieges wichtig, auf die Bedrohung durch die voranschreitende Klimakrise hinzuweisen, die der aktuelle sechste IPCC-Sachstandsbericht noch einmal drastisch betont.
Aber: Bei der Klimakommunikation im Ukraine-Krieg sollte unbedingt beachtet werden, mit wem man kommuniziert, zu welchem Zeitpunkt und wie der Bedeutungsrahmen der Botschaft gestaltet ist.
Wir hoffen, dieser Artikel konnte dir in diesen aktuell so schwierigen Zeiten etwas Unterstützung bieten.
Wenn du etwas Ablenkung brauchst und generell an Klimakommunikation interessiert bist, können wir dir unseren Artikel “Die 7 Schritte zu transformativer Klimakommunikation – Die Canvas Klimakommunikation im Überblick” empfehlen. Hier lernst du allgemeine Tipps und Tricks zur Klimakommunikation und mit dem Canvas ein hilfreiches Tool kennen. So kannst du deine persönliche Wirksamkeit im Klimaschutz erhöhen und noch mehr Menschen zum Handeln bewegen!
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