Willkommen! Dürfen wir Ihnen ein paar Kolleg:innen aus dem Unternehmen „TransforME“ vorstellen?
Anna ist eine junge Studentin und studentische Mitarbeiterin, die sich für ihre regionale Fridays for Future-Gruppe engagiert. Das ist Teil ihres Gerechtigkeitsverständnis. Anna legt sehr viel Wert auf ihre freie Entfaltung, traditionelle Denkweisen behagen ihr gar nicht.
Thomas ist bereits etwas älter. Er arbeitet als Jurist in der Rechtsabteilung des Unternehmens, er setzt sich aber auch privat für Demokratie und Bürgerrechte ein. Die Klimadebatte hat zuletzt viel Frust bei ihm ausgelöst – er fordert nun schnelle und entschiedene Handlungen, selbst wenn die Mitbestimmung der Bürger:innen dafür zurückgestellt werden muss.
Und dann haben wir noch Angelika. Angelika ist vor 5 Jahren aus der Geschäftsführung des Unternehmens ausgeschieden, nun in wohlverdientem Ruhestand und guckt zufrieden auf ihr Leben zurück. Ihr macht Sorge, Klimaschutzmaßnahmen könnten zu Lasten ihrer persönlichen Freiheit gehen – lieber wäre es ihr, wenn Wirtschaft und Klimaschutz gleichberechtigt zu Worte kommen.
Kennen Sie auch Menschen wie Anna, Thomas oder Angelika in Ihrem Unternehmen und unter Ihren Kolleg:innen?
Diese drei Menschen gibt es natürlich nicht, und das Unternehmen „TransforME“ auch nicht. Die drei stehen jedoch repräsentativ für drei der sechs More in Common-Typen der deutschen Gesellschaft.
Was sind die More in Common-Typen?
Dieser Blogbeitrag ist Teil 2 einer dreiteiligen Reihe zu zielgruppengerechter Kommunikation und den More in Common-Typen. Bei den More in Common-Typen handelt es sich um 6 gesellschaftliche Typen, die viele Unterschiede, aber auch einige Gemeinsamkeiten haben: die Offenen, die Involvierten, die Etablierten, die Pragmatischen, die Enttäuschten und die Wütenden.
Wer die Eigenschaften dieser Sechs Typen kennt, sollte sie für die Klimakommunikation im Unternehmen nutzen. Eine aktivierende Klimakommunikation gelingt am besten, wenn man empathisch auf jede Person und ihre Lebensumstände eingehen kann und die More in Common Typen können dabei helfen. Wer sich dafür interessiert, was die Typen verbindet findet einen Überblick dazu im ersten Teil unserer Reihe! Doch wodurch unterscheiden sie sich? Weil es für die Klimakommunikation wichtig ist, zu wissen, was die einzelnen Typen kennzeichnet und welche Art der Kommunikation sie brauchen, stellen wir nun die ersten drei Typen und deren Unterschiede vor.
Wer sich jetzt fragt, zu welchem der Typen man selbst gehört kann das mit dem Typen-Test von More in Common übrigens ganz leicht herausfinden : https://www.dieandereteilung.de/das-quiz/
Wie Sie ganz gezielt die besonderen Eigenschaften der jeweiligen Typen in Ihrer Kommunikation über Klimathemen im Unternehmenskontext berücksichtigen können, erfahren Sie in unserer Checkliste “Klimakommunikation im Unternehmen”. Diese ist gezielt für die Anwendung in der Praxis ausgelegt und enthält die effektivsten Maßnahmen zur Kommunikation von Klimafragen. Die Checkliste können Sie hier downloaden:
Wer sind die Offenen?
Die Offenen sind eher jüngere, gut gebildete Menschen, die viel Wert auf die freien Entfaltung Einzelner in einer offenen, vielfältigen und nachhaltigen Gesellschaft legen. Sie hinterfragen traditionelle Denkweisen besonders kritisch. Klimaschutz ist ein essentieller Teil ihres Gerechtigkeitsverständnisses, sie engagieren sich selbst bereits oft, sehen aber auch Unternehmen und Personen in politischen Führungspositionen in der Pflicht, zum Klimaschutz beizutragen.
Fällt Ihnen etwas auf? Anna von „TransforME“ passt perfekt in die Kategorie der Offenen und repräsentiert diese.
Tipp 1: Den Fokus auf Gerechtigkeit legen
Klimaschutz unter dem Gesichtspunkt von globaler Gerechtigkeit herausstellen, dabei insbesondere den Wert der Zusammenarbeit Einzelner zur Lösung der Klimakrise betonen.
Tipp 2: Verantwortung deutlich machen
Die Rolle von Unternehmen und Bürger:innen mit hohen Einkommen benennen, die historisch besonders viel zur Klimakrise beigetragen haben, sich der Verantwortung aber bisher meist entziehen konnten.
Tipp 3: Zu starker Fokus auf individuelle Verantwortung vermeiden
Vorsicht bei einseitiger Zuschreibung der Verantwortung! Die Offenen sind häufig schon aktiv und wenn die Rolle von Staat und Wirtschaft außen vor gelassen wird, kann das Gefühl entstehen, dass jegliche Anstrengung keinen Sinn hat.
Tipp 4: Achtung, Weltuntergangsstimmung!
Es gilt, dysfunktionale Hoffnungslosigkeit unbedingt zu vermeiden. Hier helfen Erfolgsgeschichten und Beispiele, aus denen ersichtlich wird, dass auch andere sich für den Klimaschutz einsetzen.
Tipp 5: Geteilte Verantwortung ansprechen
Die gleichzeitige Verantwortung von Bürger:innen, Wirtschaft und Politik ansprechen, bei sich Einzelne zugleich als Verbraucher:innen und als politische Bürger:innen am Klimaschutz beteiligen können und das Potenzial zu bürgerschaftlichem Engagement der Offenen gefördert wird.
Tipp 6: Motivierende Kommunikation
Die Offenen sind schon vielfältig engagiert, deshalb lohnt es sich hier, Framings zu verwenden, die den individuellen Spaßfaktor von Klimaschutzlösungen und kollektivem Handeln stärker betonen.
Beispiel zu Klimakommunikation mit den Offenen: „Die Klima-AG in unserer Firma ist nebenbei noch wirklich toll für das Teambuilding. Wir haben schon viel geschafft und können gemeinsam noch mehr erreichen!“
Wer sind die Involvierten?
Die Involvierten, Menschen wie zum Beispiel Thomas, sind eher ältere, gut gebildete Menschen, die an das bürgerliche Potenzial von einem lebendigen Miteinander in einer modernen, demokratischen Gesellschaft glauben. Klimaschutz für sie eine Frage der Verantwortung und nicht des Spaßes, ihnen ist schnelles und entschiedenes Handeln wichtiger als die Mitbestimmung durch Bürger:innen, denn die Untätigkeit des letzten Jahrzehnts hat bei diesem Typ viel Frust erzeugt.
Tipp 1: Gerechte Lastenverteilung in den Fokus rücken
Die Involvierten haben meist höhere finanzielle Ressourcen und sind bereit ihre Lebensstandards für den Klimaschutz anzupassen. Involvierte fühlen sich angesprochen, wenn der Fokus der Kommunikation auf der gerechten Lastenverteilung liegt.
Tipp 2: Klimaschutz als moralische Verantwortung betonen
Die Werte der Involvierten werden angesprochen, wenn Klimaschutz als bürgerschaftliche Pflicht betont wirdn. Klimaschutz wird als moralische Verantwortung gesehen und demensprechend lohnt es sich das Engagement für Klimaschutz im Unternehmen als Erfüllung dieser übergeordneten Pflicht darzustellen.
Tipp 3: Vorsicht beim Verbreiten von Frustration und Hilflosigkeit
Die Involvierten sprechen am häufigsten über die Klimakrise, dabei sollten allerdings auch Erfolgsgeschichten klar herausstellen werden. So kann Frustration entgegengewirkt werden und es kann verdeutlicht werden, wo in der Gesellschaft bereits Klimaschutz vorangetrieben wird und wo Involvierte selbst aktiv werden können.
Tipp 4: Vereinfachung vermeiden
Wird es komplex soll dies vor Involvierten nicht verheimlicht werden. Denn sie befürworten es, wenn die Komplexität der Klimakrise realistisch dargestellt wird und die Notwendigkeit eines ausgewogenen, gesamtgesellschaftlichen Klimaschutz-Ansatzes betont wird.
Tipp 5: Verbundenheit betonen
Wenn man die Gruppenzugehörigkeit betont, erreicht man die Involvierten besser. Nachrichten, welche durch das Verständnis einer Weltgemeinschaft getragen werden, finden bei ihnen Anklang, da sie einen Fokus auf weltweite Beziehungen und Verknüpfungen zwischen Menschen und Staaten legen.
Beispiel zu Klimakommunikation mit Involvierten: „Klimaschutz stellt unser Unternehmen vor komplexe Herausforderungen. Deshalb ist es wichtig, dass wir an unsere bisherigen Erfolge anknüpfen und gemeinsam erarbeiten, wie wir unser Unternehmen noch klimafreundlicher gestalten können“
Wer sind die Etablierten?
Angelika ist ein Beispiel für die Etablierten: ältere, gut gebildete Menschen, die durch ihre hohe Zufriedenheit herausstechen. Sie blicken optimistisch auf die eigene Lebenswirklichkeit und in die Zukunft. Außerdem haben sie ein hohes Vertrauen in das Gemeinwesen und seine Institutionen, bemängeln jedoch zum Beispiel, dass Klimaschutz oft zu Lasten der persönlichen Freiheit gehe. Ihre eher konservative Einstellung zeigt sich unter anderem in der Einstellung, dass Wirtschaft und Klimaschutz sich etwa die Waage halten sollten und ein “Gleicher Beitrag aller”-Verständnis von Gerechtigkeit vertreten wird, bei dem Menschen mit hohen Einkommen nicht mehr als andere zum Klimaschutz beitragen müssen.
Tipp 1: Niedrigschwelliges Engagement nahebringen
Die Etablierten engagieren sich eher selten, es lohnt sich aufzuzeigen, wie sie im Unternehmen schnell und leicht aktiv werden können. Solche Handlungen sollten als Teile einer Gesamtverantwortung herausgestellt werden und auch Erfahrungsberichte von Menschen mit ähnlichem Hintergrund können helfen, Etablierte zu motivieren.
Tipp 2: Moderate Klimaaktionen hervorheben
Die Darstellung von mutigen Aktionen der Klimabewegung kann nach hinten losgehen. Sie können die Etablierten aufgrund ihrer moderaten Haltung eher abschrecken. Missachtung von Vorschriften und vermeintliche Radikalisierung bestätigen bei den Etablierten schlimmstenfalls das Gefühl eines gesellschaftlichen Werteverfalls, was zu Distanzierung von Klimamaßnahmen führen kann.
Tipp 3: Gerechtigkeitsverständnis ansprechen
Betonen, dass in der Klimapolitik auf nationaler und internationaler Ebene für alle die gleichen Regeln gelten müssen. Wird die Fairness von Klimapolitik hervorgehoben, spricht das die Etablierten an, da sie Wert darauf legen, dass in der Klimapolitik angemessen reguliert wird und Deutschland keine vermeintlich unverhältnismäßige Last trägt.
Beispiel zu Klimakommunikation mit Etablierten: „In unserem Unternehmen gibt es die Klima-AG, in welcher man zu jedem Treffen neu dazu kommen kann. Wie wäre es, wenn Sie sich dort zu den Klimathemen engagieren, die Sie am meisten umtreiben?“
Unser Fazit zu Klimakommunikation mit den Offenen, Involvierten und Etablierten
Anna, Thomas und Angelika haben ganz unterschiedliche Einstellungen, Perspektiven und Werte, die sie auszeichnen. In diesem Blogpost haben Sie gelernt, wie Sie spezifisch für die drei Segmente Offenen, Involvierten und Etablierten Klimakommunikation betreiben können.
Wir sehen also wieder einmal: Klimakommunikation kann und muss so vielfältig sein! Es gibt viele Möglichkeiten auf die individuelle Person einzugehen, damit man alle im Unternehmen mit den eigenen Klimavorhaben erreichen kann.
Der Kolleg:innenkreis ist nun aber noch nicht vollständig. In dem nächsten Artikel der Reihe stellen wir Ihnen Nico, Hilde und Melanie vor – und damit weitere drei Typen der deutschen Gesellschaft. Es gibt aber natürlich nicht nur Unterschiede, sondern auch Gemeinsamkeiten zwischen den Typen. Mehr dazu können Sie in diesem ersten Blogpost „Empathische Klimakommunikation: Wie Sie Mitarbeitende und Bevölkerung abholen“ der Reihe finden. Viel Spaß beim Lesen!
Sie möchten zielgruppenorientierte Klimakommunikation nun auch in Ihrem Unternehmen anwenden? Dann empfehlen wir Ihnenen unsere Checkliste “Klimakommunikation in Unternehmen”. Diese enthält die effektivsten Maßnahmen zur Kommunikation von Klimafragen im Unternehmenskontext und ist explizit so aufgebaut, dass sie direkt in der Praxis angewendet werden kann. Hier gelangen Sie zum Download der Checkliste:
Lust auf mehr?
Weitere Tipps & Tricks für gelungene Klimakommunikation in besonders schwierigen Situationen finden Sie in diesem Artikel vom Online-Magazin Waschbär.
Sie haben Lust, sich und Ihre Mitarbeitenden in einem unserer Online-Selbstlernkurse zu zielgruppengerechter Klimakommunikation weiterzubilden? Dann stöbern Sie gern einmal in unseren Online-Kursen der ClimateMind Academy und schauen Sie in Modul 3 des Online-Kurses zu Klimakommunikation vorbei.
Sie sollten viel mehr Klimakommunikation in Ihrem Unternehmen betreiben und suchen nach Unterstützung? Gerne führen wir ein Training mit Ihren Führungskräften durch, damit Sie in Zukunft jede Person auf passender Weise für Ihre Nachhaltigkeitsstrategie begeistern und befähigen können. Schreiben Sie uns dafür gern an mail@climatemind.de, wir melden uns direkt bei Ihnen zurück.
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About
Veröffentlicht von Janna Hoppmann, Klima- und Organisationspsychologin. Als Gründerin des Social Start-ups ClimateMind trainiert sie Führungskräfte darin, zu authentischen und inspirierenden Entscheider:innen für Klimaschutz zu werden. In den letzten zwei Jahren hat sie rund 1.500 Change Agents zu Klimapsychologie beraten und weitergebildet.
ClimateMind ist die erste und derzeit einzige Beratungs- und Weiterbildungsagentur rund um die Themen Klimapsychologie und Klimakommunikation im deutschsprachigen Raum. Weitere Informationen sowie alle Angebote finden Sie hier.